Unser Garten – Ein Refugium für Gesellschaft und Seele
Unser Garten – Ein Refugium für Gesellschaft und Seele
Die nächste Phase der Transformation unseres Campus‘ ist abgeschlossen: Seit 2019 wird das historische Gemäuer behutsam und umweltbewusst saniert, die Infrastruktur entsprechend angepasst. Nun hat auch der Garten seine „fertige“ Form erhalten: als Stadt-Landschaft, die gleichermaßen friedlich und inspirierend wirkt – ein Ort für Ruhe, Reflexion und Wandel.
Was vor bald fünf Jahren mit viel Beton und ganzen sechs Bäumen begann, ist seither um 125 Bäume und 25.000 Pflanzen reicher geworden, ein echter Garten. Dabei ist ein Garten nie bloß Garten: Er spiegelt auch immer den Zeitgeist wider, transportiert herrschende Vorstellungen der Gesellschaft, steht für die Inszenierung von Macht, Reichtum und Kultur. Er symbolisiert zudem das Bedürfnis, Natur in greifbarer Nähe zu haben – und zugleich den Wunsch, Wildnis zu zähmen und sie nach eigenen Vorstellungen zu formen. Stets geht es dabei um die Aushandlung des Verhältnisses zwischen Natur, Kultur und dem Menschen. Garten: Immer Vision und Notwendigkeit zugleich.
Die Vision: Eine Pionierlandschaft für Menschen und Tiere
Unsere Vision ist deutlich: Wir möchten eine Pionierlandschaft kultivieren, unsere Vorstellung von den Möglichkeiten der Gesellschaft auch in lebendigem Grün wachsen lassen. Wie diese Landschaft gedeiht und sich entwickelt – das hängt stark auch von den Visionen derjenigen ab, die sie bespielen.
Das Spiel eröffnet haben unsere Landschaftsarchitekt:innen von Harris Bugg aus London. Das Duo hat mit seinem Team eine beeindruckende Kulisse geschaffen, einen Ort großer biologischer Vielfalt für Menschen und Tiere. Einen Ort, der der Stadt etwas an naturnaher und ökologisch bewusster Atmosphäre zurückgibt und der Seele Gutes tut.
Ein Großteil der versiegelten Oberflächen des Geländes wurde aufgebrochen und sukzessive begrünt. Und anstatt das Abfallmaterial auf die Deponie zu bringen, wurde es, wo es ging, auf kreative Weise wiederverwendet – als Pflanzensubstrat, Mulch und Insektenbehausung.
Die Grundlage unserer Bepflanzung bilden Pionierbäume und -pflanzen. Sie fühlen sich auch in schwieriger Umgebung wohl, helfen Böden aufzubereiten und sind bei Insekten ebenso beliebt wie bei Vögeln: Ölweiden, Birken, Erlen, dazu Vogelbeeren und Sanddorn mit ihren farbenfrohen Früchten. Ebenso könnt ihr viel Rosmarin oder Zitronenmelisse auf dem Campus finden – oder auch in der Küche unserer Kantine.
Auch wenn unsere Pflanzen durch die Bank zäh sind: Bei extremer Trockenheit braucht es dennoch mal einen Schluck Wasser. Um nicht vom Trinkwasser abhängig zu sein, fangen wir mit Zisternen das Regenwasser auf – ganz im Sinne unseres Nachhaltigkeitskonzepts und samt mehrstufigen Wasserrecycling-Anlagen.
Aus einem grauen Gewerbegelände wurde ein Refugium, ein Ort der Ruhe und Zuflucht und ein Ort der Freiheit und des Wachsens. Wovon wir auf dem Campus alltäglich profitieren, das überzeugt auch in Fachkreisen: Im Oktober 2024 hat Harris Bugg Studio für die Gestaltung unserer Gärten einen seiner vielen Preise gewonnen, den Pro Landscaper Sustainability and Biodiversity Award als bestes Commercial Design Project. Ausgezeichnet wurde die transformative landschaftsgärtnerische Strategie der „radikalen Wieder-Begrünung“ unseres Geländes.
Ein Ort permanenten Wandels
Wer unseren Garten nun weiter wachsen lässt, pflegt, umsorgt und zum Gedeihen bringt, ist Sophia: Sie ist es, die aus unserem Garten einen partizipativen Lebensort macht, der Menschen verbindet.
Frage: Was ist für dich das Besondere an diesem Garten – was unterscheidet ihn?
Antwort: Im Gegensatz zu vielen Firmengeländen und Bauprojekten in der Stadt, in denen die Grünflächen quadratisch, praktisch, pflegeleicht angelegt werden und aus ökologischer Gärtner:innen Sicht eher einer grün- grauen Wüste gleichen, wird hier viel investiert, um einen nachhaltigen, lebendigen Ort entstehen zu lassen. Hier wachsen viele interessante Stauden und Gehölze, die ich so aus Gartenanlagen in Berlin eher selten sehe. Die Gestaltung der Fläche hat einen natürlichen Charakter und es gibt viel Raum für bedrohte Insekten, das finde ich besonders wichtig.
Frage: Was gibt dir der Garten?
Antwort: Es ist ein Ort des Wachstums, der Veränderung, der Transformation. Ich habe hier die Chance am Prozess der Umwandlung beteiligt zu sein und sehe, wie natürliche Lebensräume entstehen. Für mich ist es auch ein Ort der Inspiration und Verbindung zu vielen interessanten Menschen, Organisationen, Unternehmen und Projekten.Der Ort bietet mir die Möglichkeit, ein Stück Erde mitzugestalten und auf dem Weg der Transformation von grauem Beton hin zu einem lebendigen Organismus zu begleiten.
Frage: Was verbindest du mit diesem Garten?
Antwort: Mich selbst. Wenn ich mit Pflanzen arbeite, mit einem Garten, in einem Garten, entsteht eine Verbindung zu dem Ort und zu den Pflanzen und allen Lebewesen, die ihn bevölkern. Ich beobachte, wie sie sich entwickeln, wie sie wachsen, größer werden, blühen, wie Fruchtstände und Samen entstehen und welche der Pflanzen sich aussäen, vermehren, und ausbreiten, wie Insekten sich ansiedeln und vielfältige Lebensräume entstehen.
Frage: Wie sieht dein utopischer Garten aus?
Antwort: Mein utopischer Garten ist wild. Die Natur darf sich frei entfalten und ich greife nur ganz behutsam ein. In ihm wachsen viele heimische Pflanzen und viele essbare und heilsame Gewächse. Das Laub bleibt an den meisten Stellen liegen, wird zum Winterquartier für Insekten und zur Nahrung von Würmern, Pilzen und Bakterien und schließlich zu Humus. In meinem utopischen garten summt und brummt und krabbelt es. Nicht nur Igel, Salamander und Marienkäfer sind in ihm willkommen, sondern auch Schnecken, Läuse und Mäuse. Nicht nur schöne Blumen, Obst und Gemüse wachsen dort, sondern auch Brennnesseln und Löwenzahn. Denn in einem gesunden, natürlichen Ökosystem gehören alle dazu.
Zum Glück ist ein Garten nie „fertig“: Genauso wie unser Bild einer sich stetig wandelnden Gesellschaft ist er immer am Werden, ein work-in-progress, lebendig, in Bewegung. Wir freuen uns, gemeinsam mit euch den Campus weiter auszubauen und zu beleben: Er soll mehr und mehr der fruchtbare Boden werden, auf dem Kreativität, Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit entstehen – ein inspirierender Ort permanenten Wandels.