Schneller Neustart nach dem Krieg

Mai 1945. Der zweite Weltkrieg endet in Deutschland. Die Filmstudios an der Oberlandstraße haben – wie viele andere Orte Berlins – einiges an Schäden erlitten. Trotzdem geht der Wiederaufbau so schnell, dass man kaum zwei Monate später im Juli schon mit den ersten Produktionen beginnen kann. Dabei handelt es sich vorerst um Synchronarbeiten.

Die ersten deutschen Produktionen finden bereits im Herbst 1946 statt. Innerhalb dieses ersten Nachkriegsjahres vervierfacht sich das Personal der ehemaligen Glashäuser von 36 auf 160.

Die Lage in den Tempelhofer Ateliers ist besonders. Anders als die sonstigen Produktionsstätten der Ufa liegen diese nämlich im amerikanischen Sektor. So gehören Werke wie Hitchcocks „Verdacht“ zu den ersten Synchronproduktionen dort. Der Auftrag kommt von den US-Behörden. Währenddessen wird in den anderen Ufa-Ateliers hauptsächlich sowjetische Propaganda betrieben.

Neue Technologien in der Oberlandstraße

Bis Mitte der 1950er Jahre hat man die vier Hallen in der Oberlandstraße wieder aufgebaut und sogar eine neue hinzugefügt. Im Fokus stehen nun zweierlei Aspekte. Einerseits die schon angesprochene Synchronproduktion: Zwei der Hallen werden explizit für Synchronarbeiten eingerichtet und ein separates Atelier soll allein diesem Zweck dienen. Das sogenannte „Dubbing-Village“ der Atelier Gardens wird bis in den heutigen Tag noch genutzt.

Zum anderen steht fortan auch der Farbfilm im Fokus. Denn obwohl die ersten Experimente mit Farbfilm schon Anfang des 20. Jahrhunderts stattfinden, muss man bis zum Ende des zweiten Weltkriegs warten, bis sich der Farbfilm tatsächlich in Deutschland verbreitet. Mit laut eigenen Angaben „den neuesten technischen Einrichtungen“ sehen sich die Ateliers der Oberlandstraße gerüstet für die Farbfilmproduktion. So wird der erste deutsche Nachkriegsfarbfilm „Schwarzwaldmädel“ 1950 teils auch in Tempelhof gedreht.

Eine goldene Ära für das Kino

Die Produktionsstätten der Oberlandstraße sind wieder ganz vorne dabei. Sowohl „Schwarzwaldmädel“ als auch der im Jahr darauf folgende Film „Grün ist die Heide“ ziehen in etwa 16 Millionen Zuschauer:innen in die Kinos. Von den 110 bundesdeutschen Filmen die 1955 produziert werden, sind 20 in den neu hergerichteten Tempelhofer Ateliers gedreht worden. Auch berühmte Namen wie Romy Schneiders oder ihrer Mutter Magda sind in diesen Jahren an dortigen Dreharbeiten beteiligt

Nicht nur in der Oberlandstraße blüht das Geschäft. In der ganzen Bundesrepublik läuft eine Hochzeit des Kinos an. 1957 werden dort 817 Millionen Kinotickets verkauft. Das sind fast siebenmal so viele wie im Vorcoronajahr 2019.

Das Fernsehen als Konkurrenz – oder doch als Chance?

Doch die Erfolgswelle nimmt so rasch wie sie zugenommen hat auch wieder ab. Schuld daran ist das immer beliebter werdende Fernsehen. Zwischen 1955 und 1957 wächst die Anzahl der „Fernsehteilnehmer“ von 100.000 auf über eine Million.

Für die Zukunft der Ateliers in der Oberlandstraße ist diese Entwicklung richtungsweisend. Denn auch das Fernsehen braucht Sendematerial. So werden in den Jahren 1957 und 1958 die fünf ersten deutschen Fernsehfilme für die ARD gedreht. Besonders erfolgreich sind diese Anfänge nicht. Doch das ist nur der Anfang der TV-Geschichte in Tempelhof. In den folgenden Jahren sollen hier noch große Produktionen wie Disneys „Emil und die Detektive“ oder diverse Karl-May-Filme gedreht werden.

Between 1955 and 1957 alone, the number of TV subscribers grew from 100,000 to over a million.

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